Transvestiten-Indisch

Hier gibt es die Analyse zum Nachspielen am Bildschirm und als PGN für den Download

Eine auf den ersten Blick noch relativ normal anmutende Eröffnung entsteht nach den Zügen:

Schacheröffnungen online: Transvestiten-Indisch (1)1. d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 b6?! (Diagramm)

Nimmt man einmal an, dass Nimzo(witsch)-Indisch sozusagen "männlich" und Damenindisch "weiblich" ist, dann müsste das hier wohl korrekterweise Transvestiten-Indisch heißen, was der Eröffnung auf jeden Fall eine gute B-Note für Kreativität sichern sollte.

Leider ist ihre A-Note dafür um einiges niedriger, denn im Gegensatz zu ihren "Kollegen" lässt Schwarz für einen Moment das Feld e4 aus den Augen, was Weiß natürlich sofort ausnützt.

4. e4 Lb4

Das Problem für Schwarz ist, dass der Zug Sf6 einfach nicht in seinen Aufbau hineinpasst. In der Owen-Verteidigung nach 1.d4 b6 2.c4 e6 3.Sc3 Lb4 4.e4 hält Schwarz diese Entwicklung zu Gunsten von Motiven mit Dh4!? oder f7-f5 zurück, die nun jedoch beide nicht mehr funktionieren. Darüber hinaus steht der Springer f6 nur scheinbar aktiv.

Auf 4...Lb7 kann Weiß übrigens am Einfachsten 5.f3 spielen und den Lb7 praktisch verhungern lassen, denn Granit kann man nicht essen. Trotzdem wäre Lb7 noch besser gewesen, denn jetzt kommt es ganz dick...

5.e5!

Der Knackpunkt. Natürlich geht auch 5.Ld3 Lb7, aber mit dem Textzug  macht sich der Anziehende ein hübsches Motiv zu Nutze, das auch in anderen Eröffnungen bisweilen zu sehen ist, wenn der Nachziehende zu früh zu Lb4 greift, etwa im Sizlianer (s. Nachspielbrett)

Schacheröffnungen online: Transvestiten-Indisch (2)5...Se4 6.Dg4! (Diagramm)

Noch so ein Kraftzug. Nun hängen g7 und e4, aber ist der Gegenangriff gegen c3/a1 nicht schlimmer?

6...Sxc3 7.a3!

Nö! Es stellt sich nämlich heraus, dass Schwarz die Mehrfigur überhaupt nicht halten kann und zu allem Übel trotzdem den Bauern g7 verliert.

7...Lf8

7....Sxa2+
8.axb4 Sxc1 9.Dxg7
7....De7 8.Dxg7 oder
7....La5 8.Dxg7 Tf8 9.Lh6 sind auch keine Verbesserungen

8.Lg5!

Die letzte Feinheit. Müsste Weiß 8.bxc3 spielen, dann wäre die Sache gar nicht so klar. Jetzt dagegen ist die Partie im höheren Sinne schon vorbei.

8...Le7

8...f6?
9.exf6 gxf6 10.Dh5+ Ke7 11.Lxf6+ nebst Dh4+

9.Lxe7 Dxe7 (Kxe7 10.Dg5+) 10.Dxg7 Tf8 11.bxc3 und Weiß hat einen gesunden Mehrbauern